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Die
Wüstungen
Mit
der Burg und der Herrschaft Frankenstein werden 1661 und 1662
u.a. das Dorf Nieder-Beerbach und die Gemarkungen der
untergegangenen Dörfer Unter-Beerbach, Dunkelbach und
Dornbach (auch: in der Dörrenbach) an Hessen-Darmstadt
verkauft. Da
von „Gemarkungen“ Rede ist, waren die drei Wüstungen
wohl nicht Weiler auf Nieder-Beerbacher Gemarkung, sondern
Gemeinden im damaligen Sinne.
Unterbeerbach
ist untergegangen
Neben
Nieder-Beerbach soll auch ein Unterbeerbach bestanden haben,
wofür auch sowohl der Ausdruck „die Dörfer
Nieder-Beerbach“ in dem Lehnbriefe von 1442 als auch viele
Mauerreste und ein Stück einer gepflasterten Straße
sprechen, welche etwa 20 bis 25 Geh-Minuten von Nieder-Beerbach
auf der linken Seite des Tales nach Eberstadt hin in der Nähe
der Schneiderschen Mühle gefunden wurden.
In einem
alten Frankensteiner Zinsregister kommen zwar gleichfalls die
Namen Nieder- und Unter-Beerbach nebeneinander vor: Es lasse
sich jedoch bei der Kürze der Einträge nicht
entscheiden, ob damit zwei verschiedene Orte bezeichnet werden,
schreibt Pfarrer Dr. Scriba 1853.
Dunkelbach
nur ein ehemaliger Name für Ober-Beerbach?
1662
verkaufen die Gebrüder von Frankenstein an Landgraf Ludwig
VI von Hessen ihr Schloß Frankenstein samt ihrer
Herrschaft mit den dazu gehörigen Dörfern und Lehen,
darunter „Ober-Beerbach, vormals Dunkelbach genannt“.
Die beiden in diesem Zusammenhang entstandenen Urkunden lassen
vermuten, daß das heutige Ober-Beerbach ehemals den Namen
Dunkelbach geführt und ein Ort Dunkelbach, der aufgelassen
sei, niemals bestanden habe.
Diese Feststellung in der
Urkunde, daß Dunkelbach ein früherer Name von
Ober-Beerbach gewesen sei, ist nicht haltbar. Allerdings hat zu
jener Zeit Dunkelbach zur Gemarkung Ober-Beerbach gehört.
Kirchlich gehörte Dunkelbach zum
Pfarrbezirk Nieder-Beerbach.
Westlich
von Nieder-Beerbach entspringt ein Bächlein, das zwischen
dem „kleinen Berg“ und der „alten Burg“
einer- und dem Ilbisberg andererseits fließt und nach
seinem Laufe von etw 700 Schritten sich im Dorf in den Beerbach
ergießt. Das Bächlein, dessen Quelle der Katzenborn
ist, dürfte wegen seines tief liegenden Bettes vormals der
Dunkelbach genannt worden sein, vielleicht auch wegen seines
trüben Wassers. Dort hat wahrscheinlich das in einem
Lehnbrief von 1682 erwähnte Dorf Dunkelbach gelegen -
zwischen der hinteren Seite der Alten Burg und des Ilbisberges,
nahe unter dem Katzenborn - nach anderer Beschreibung zwischen
dem ehemaligen Pfarrhaus zu Nieder-Beerbach und dem
Frankensteiner Hang.
1771 wurden dort Mauerreste
gefunden, entdeckt von „Schatzgräbern“, die um
diese Zeit in einer Art Goldgräberstimmung die Alte Burg
mit Stollen erfolglos aushöhlten.
Diese Mauerreste
sowie die dort befindliche alte Brunnenstube, welche bereits in
dem Frankensteiner Burgfrieden von 1363 unter dem Namen
Pfaffenborn vorkommt, dürften zu diesem untergegangenen
Dorf gehört haben. Wahrscheinlich fand dieser Ort in
derselben Fehde seinen Untergang, in welcher Schenk Eberhard von
Erbach und seine Helfer 1383 die unfern stehende
Nieder-Beerbacher Kirche verbrannten.
Amtlich wird heute
die Lage der Wüstung unmittelbar am Westrand der Gemarkung
Nieder-Beerbach, Flurbezeichnung Dunkelbach, beschrieben.
Wo
aber liegt Dornbach?
Erstmals
wird die Dornbach mit Äckern und Wiesen 1357 urkundlich
erwähnt. 1402 belehnt König Ruprecht den Konrad von
Frankenstein „mit dem Schloß Frankenstein, dem Dorf
Nieder-Beerbach und der Dorenbach“.Danach ist die Dornbach
wohl in der heutigen Gemarkung Nieder-Beerbach zu suchen.
Allerdings heißt es auch von „Dörrenbach
bei Malchen“, wobei zu bedenken ist, daß die
Gemarkung Nieder-Beerbach nach Westen den Bergstraßenhang
hinunter bis hinter die Hausgärten von Malchen reicht. Im
Hessischen Ortsnamenbuch von 1937 ist bei Dornbach der Zusatz
„zu Nieder-Beerbach“ mit einem Fragezeichen
versehen.
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Text: Volker
Teutschländer
Quellen:
Archiv
Hess. Geschichte und Altertumskunde aus den Schriften des Hist.
Vereins für das Großherzogtum Hessen 1849 –
1851
Pfarrer Dr. Heinrich Eduard Scriba (1853) Geschichte
der ehemaligen Burg und Herrschaft
Frankenstein
Landesgeschichtliches Informationssystem
Hessen

Wüstung
ist die Bezeichnung
für eine Siedlung die üblicherweise vor der Neuzeit
aufgegeben wurde, an die aber noch Flurnamen, Reste im Boden
oder gar örtliche mündliche Überlieferungen
erinnern.
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