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Die
Beerbacher Steinbeile
Das
Beerbachtal war bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt,
wie die zahlreichen aus der Gemarkung bekannt gewordenen
Bodenfunde belegen. Steinbeile aus der Jungsteinzeit (ca. 4 500
– 1 800 v. Chr.) sind am Hang des Frankensteins und an
anderen Punkten der Gemarkung, auch am Breitenlohberg, gefunden
worden.
Aus dieser Zeit stammen vermutlich die zwei
Klingen, die wohl zu Steinbeilen gehörten,
1
Steinbeil oder Steinkeil, 1 Faustkeil.
Heinrich
Leichtweiß aus Eschollbrücken, Schullehrer 1836 –
1886 in Nieder-Beerbach, hat sie in der Gemarkung
Nieder-Beerbach in den 1830er Jahren gefunden. Beerbachs
Heimatkundiger Adam Breitwieser, Ururenkel des Finders,
verwahrte sie in der dritten Generation, um sie 2007 dem
ehrenamtlich geführten Bergsträßer Museum in
Seeheim-Jugenheim zu überlassen, dem nächsten in der
unmittelbaren Nachbarschaft.
Jürgen Eck,
Vorsitzender des Museumsvereins
Seeheim-Jugenheim und Leiter des Bergsträßer Museums
Seeheim-Jugenheim, beschreibt die beiden unterschiedlichen
„Klingen“ ohne Schaftloch als Werkzeuge zur
Holzbearbeitung, nämlich die eine als Steinbeil oder
Steinkeil, die andere als Faustkeil.
Eck
wörtlich: „Die Gegenstände sind gut erhalten:
ein Stück weist geringe Beschädigungen auf, bei dem
anderen handelt es sich offenbar um den unteren Teil einer
„Klinge“. Wegen der perfekten Machart ist
anzunehmen, dass sie aus der jüngeren Jungsteinzeit
stammen. Demnach sind sie ca. 4 000 bis 5 000 Jahre alt! Zu der
Zeit waren in Gebrauch entweder Steinbeile mit „Klingen“
im durchbohrten Eschen- oder Ahornholzschaft oder Dechsel, also
geknickte, dicke, vorn gespaltene Stöcke mit an der Spitze
mittels „Schrumpfbändern“, z. B. angefeuchteten
Lederbändern oder Weidenrinden, befestigten „Klingen“.
Da die beiden „Klingen“ kaum Gebrauchsspuren
aufweisen, kann man davon ausgehen, dass der steinzeitliche
Eigentümer sie erst kurze Zeit zuvor von einem guten
Werkzeugmacher im Wege des Tausches gegen eine andere Leistung
oder einen anderen Gegenstand erworben hatte.“
Die
beiden Klingen sind aus unterschiedlich hartem Gestein
gefertigt, das in der nahen Odenwald-Umgebung gewonnen worden
war. Solches Werkzeug wurde seinerzeit zunächst grob aus
dem Gestein gebrochen, Schneiden und Oberflächen wurden
dann auf Sandsteinplatten glatt geschliffen.
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Text: Volker
Teutschländer
Quelle: Adam Breitwieser
 Jürgen
Eck


Adam
Breitwieser, geschichtskundiger Beerbacher, hat die beiden
Beilklingen sichergestellt, die sein Ururgroßvater
Heinrich Leichtweiß gefunden hatte. 2007 hat er sie dem
Bergsträßer Museum in Seeheim-Jugenheim
überlassen


Unterer
Teil einer Steinbeil-„Klinge“ möglicherweise
für ein parallelgeschäftetes
Steinbeil

Steinbeil-„Klinge“ mit
kleinen Beschädigungen, möglicherweise für ein
quergeschäftetes
Dechsel
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